Reise des Cannstatter Volksfestvereins auf die Schwäbische Alb

am Samstag und Sonntag, den 20. und 21. März 1999


Samstag: Morgens 7:00 Uhr emsige Tätigkeit am Cannstatter Bahnhof Ausgang Wasen. Unser Mitglied und neuer Bierzeltwirt Hans-Peter Grandl überraschte unsere Reisegruppe auf das Angenehmste. Er, sein Koch und der Oberkellner hatten ein Buffet aufgebaut, das mit feinsten Delikatessen bestückt war und in der Pfanne brutzelten Würstchen und Lammsteaks.

Dieser Duft regte zum Zulangen in der frühen Morgenstunde an. Passend zu diesen Köstlichkeiten tranken wir prickelnden Sekt. Beim Einstieg in den Autobus sah ich keine müden oder schlecht gelaunten Gesichter. Herzlichen Dank Herr Grandl für diese ausgefallene Idee. Wunderbar! Fast pünktlich fuhren wir, Dank unseres Reiseleiter Willi Stamer, Richtung Sigmaringen los.

Die Reiseausrichter Willi Stamer und Ernst Schaich (Fahrer Herbert Claus) erhielten bei  Ihrer Vorreise vom Landrat von Sigmaringen eine Informationsmappe, die jeder Mitreisende auf seinem Platz hatte, damit er sich bereits auf der Fahrt mit den Sehenswürdigkeiten vertraut machen konnte. Nach der launigen Begrüßung gab es weiteres Informationsmaterial. Isolde Pfeffer verteilte die Speisekarte der „Bordverpflegung“. Diese war so liebevoll und arbeitsaufwendig gestaltet, daß ich näher darauf eingehen will.

„Hie gut Württemberg Alleweg“! Porträts von der Silberhochzeit des Württembergischen Königspaares 1886 – 1911, den Eltern von S.K.H. Herzog Karl von Württemberg, zierten die Vorderseite und vom Verpflegungsteam wurde guten Appetit gewünscht. Die Speisefolge illustriert in farbigen Bildern. Zum Essen gab es Volksfestbeisser, Kaffee und Kuchen, gerauchte Stuttgarter Schinkenwurst, gebratene Koteletts und Rahmkalbsleberwurstbrezeln. Auf die Getränke wies eine den Korken hinausschiessende Sektflasche , eine Weinflasche mit Trauben, Korkenzieher, mit Rot- und Weisswein gefüllte Gläser und ein Bierglas hin. Das Cannstatter Wappen fehlte genau so wenig wie die lachende Sonne, ebenso ein geöffneter Regenschirm. Auch ein Riesenrad, Luftballons und als Reiseziele Pferd und Schloß waren zu sehen. 

Den Sponsoren Hans-Peter Grandl, Fam. Dieter und Siegfried Zaiss, Herbert und Gisela Zinser, Karl-Heinz und Edith Rieder, Bruno und Gudrun Hürler sowie Wolfgang und Isolde Pfeffer unser allerherzlichster Dank.

Die Fahrt ging über Reutlingen und bei Honau dann der Albaufstieg. Welch ein Erlebnis. Fast auf der Höhe - eine Schneelandschaft, Bäume wie mit Puderzucker bestäubt. Ein herrlicher Anblick. Keine halbe Stunde später wurden die Schneeflocken von der Sonne abgelöst und sie blieb uns zwei Tage lang treu.

Weiter ging es in das obere Donautal hinunter nach Sigmaringen. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt (unser Busfahrer Josef fuhr eine extra Runde im Kreisverkehr) landeten wir vor dem Schloß. Herr Stör vom Landratsamt Sigmaringen empfing uns, erfreut über unsere Pünktlichkeit.

Die Schloßbesichtigung war für Auge und Ohr eine Freude, denn laut und deutlich erhielten wir in Kurzfassung die Geschichte erklärt. Besonders imposant die Waffensammlung, Ritterrüstungen, Steinschleudern und vielseitiges Kriegsgerät. Die größte private Sammlung dieser Art in Europa. Eineinhalb Stunden Kultur ohne Langeweile.

Danach fuhren wir über Saulgau zum Kloster Siessen. Nach dem weltlichen - seelische Erbauung. Der Mutter Oberin mit Ihrer guten Rhetorik hörten wir gerne und aufmerksam zu, verstand Sie es doch, geistiges und weltliches eindringlich und anschauend zu übermitteln. Das Kloster wurde 1260 von den Dominikanern gestiftet und ist heute ein Ort der Fransiskanerinnen zur Lehr- und Glaubensvermittlung. Im Hummelsaal befindet sich eine Dauerausstellung der lieblichen Bilder der Schwester M. Innocentia Hummel. Der rege Einkauf bezeugte Interesse und Zufriedenheit.

Und schon wieder eine Überraschung: Beim der Rückkehr zum Autobus stand frisch gebrühter Kaffee auf dem Tisch und der von Isolde gebackene und gereichte wohlschmeckende Apfelkuchen, lecker, lecker – meisterlich und reichlich. Weiterhin standen Kotelette von Gisela gebraten bereit und noch viele Leckereien . Herzhaft schmausten wir in freier Natur. Keiner verlangte nach einer Wirtschaft. Auch das ein Novum: 8:00 Uhr morgens Abfahrt und der erste Wirtschaftsbesuch um 19:00 Uhr.

15:00 Uhr Einladung bei S.K.H. Herzog Karl von Württemberg im Schloß Altshausen. 

Auch hier zierte uns Pünktlichkeit, die der persönliche Referent S.K.H. zu schätzen wußte. Schlösser haben wir schon viele besichtigt, aber in keines waren wir eingeladen und in keinem wurden in den Räumen bewirtet, die von der königlichen Familie bewohnt sind. S.K.H. Herzog Friedrich begrüßte jeden Einzelnen, von Willi Stamer namentlich vorgestellt, mit Handschlag. Bei der offiziellen Begrüßung entschuldigte er seinen Vater der Gott sei Dank wieder bei guter Gesundheit ist, jedoch leider anderen Verpflichtungen im Ausland nachkommen mußte. Er habe aber ihn als Vertretung nach Altshausen beordert. Willi Stamer übergab als Gastgeschenk einen Stuttgarter Schirm, eine Flasche Cannstatter Wein und Schwäbischen Kaviar. Danach stellte S.K.H. uns die königliche Familie an Hand von Gemälden vor und erklärte uns den roten Salon. Er lies uns wissen, daß Kostbarkeiten aus der Porzellanmanufaktur Ludwigsburg  zum Teil auch Bezahlung vom Haus Württemberg waren.

Wer war schon einmal wie wir im blauen Salon, wo seine Königliche Hoheit vor 6 Jahre getraut wurde. Bis jetzt ist er Vater von drei glücklichen Kindern. S.K.H. Friedrich bekundete noch einmal seine persönliche Freude, den Volksfestverein begrüßen zu können und dass er gerne von Friedrichshafen, seinem Stammsitz angereist sei, denn die Verbundenheit seiner Familie mit dem Cannstatter Volksfest sei auch für Ihn eine Verpflichtung. 

Vergessen darf ich nicht, daß nach launiger Gegenansprache von Willi Stamer ausgesucht guter Rot- und Weißwein, mit leckerem Käsegebäck unbegrenzt angeboten wurde. Zwei Stunden in den Räumen der Königlichen Familie, mit dem Kronprinzen des Hauses, ein unvergeßliches und absolutes Ereignis.

18:30 Uhr Ankunft im Albhotel Bauder in St. Johann-Lonsingen.

Dieses wunderschöne neue Hotel gehörte uns im wahrsten Sinne des Wortes. Türe und Räume waren auf, aber außer uns niemand da. Auch eine einmalige Situation. Doch schnell löste sich alles zur Zufriedenheit, als wir endlich unsere schönen und großen Zimmer in Beschlag nehmen konnten. 

Nach einem fliegenden Kleiderwechsel Abfahrt zum Brauereigasthof Lamm in Hohenstein-Odenwaldstetten. Die im Ausflugsprogramm angekündigte „Brauereinbesichtigung ganz anderer Art“ verdiente wirklich diese Bezeichnung. An rustikalen Holztischen sitzend, ein gut gezapftes, frisch gebrautes Bier in der Hand, die Braukessel vor Augen, erklärte uns der Braumeister den Werdegang des Bieres. Ein Rekommendeur einer Schaubude auf dem Volksfest könnte es nicht besser machen. Immer wieder Lachsalven der Zuhörer. 

Gerne hätten wir noch mehr gehört, aber der Hunger war stärker.


Unser Menu: 

Speidelbiersuppe mit Weisswurstnocken

Feldsalat mit Speck und Kracherle

Donauwaller auf Gemüseragout mit feine Rahmnudeln oder

Kalbsrückensteak mit bunten Gemüse, Spätzle und Herzoginnenkartoffeln

Apfelringe in Bierteig mit Vanillesoße und Eis.

Die lebhafte Unterhaltung verstummte beim Essen, dezent konnte man die leider etwas temperamentlose Musikantin hören. Das gesamte Menü war ausgezeichnet und die Küche erhielt ein Lob aus aller Munde

24:00 Uhr Abfahrt zurück zum Hotel. Die Gruppe der „Starken“ dachte jedoch noch nicht ans Schlafen und saß noch lange zusammen.
Ein ausgefüllter erlebnisreicher wunderschöner Tag war zu Ende.
 

Sonntag: Ab 9:00 Uhr großes Frühstücksbüffet – gemütliches Kaffeetrinken

10:30 Uhr Abfahrt zum Kloster Zwiefalten

Daß es sich bei dem Zwiefaltener Münster um eine der künstlerisch bedeutendsten Kirchen Süddeutschland handelt, ist unbestritten. Einer der hochrangigsten Barockarchitekten, der Münchner Johann Michael Fischer, erbaute hier eine seiner genialsten Raumschöpfungen. 

Beim Durchschreiten der Raumfolge ist man fasziniert von den Deckenbildwerken. Gemalte Putten scheinen in die Kirchenräumen herabzuschweben, um sich mit den annähernd 1000 plastisch gestalteten und teilweise farbig gefaßten Putten zu vereinen. Die Pracht des Inneren ist überwältigend, fast erdrückend. Das aus Nußbaum geschnitzte Chorgestühl, das aufwendig gestaltet reich intarsiert ist, ist eines der künstlerisch bedeutesten Arbeiten des Barock. Die künstlerische Ausstattung und die religiöse Aussagekraft ist erschütternd. Das Münster Zwiefalten, ein Kunstwerk von europäischem Rang.
Aus der Kühle der Kirche kommend empfing uns Sonnenschein mit seiner spürbaren Wärme. Der Fahrer hatte die mitgeführten Tische und Bänke aufgestellt, Kaffee war frisch gekocht, reichlicher Verzehr bis hin zu „schwäbischem Kaviar“ angesagt. So genossen wir den Frühlingsanfang mit Leib und Seele. Die, die es in die nahe gelegene Wirtschaft zog, konnten uns nur beneiden, denn bis sie zum Bus kamen, waren wir schon abfahrbereit zum Besuch des Haupt- und Landgestüt Marbach wohin es entlang der klaren Lauter durchs herrliche Lautertal ging. 

In Marbach angekommen wurden wir von Herrn Hagemüller empfangen, der sich und uns die Freude machte, uns in die Vielseitigkeit der Pferde, ihrer Rassen, Besamung, Aufzucht und Ausbildung einzuweihen. Die vielen Zwischenfragen bekundeten das große Interesse an den wissenschaftlichen lebhaften Erklärungen. Seine Worte waren fesselnd und fanden Abschluß beim Besichtigen oder streichend dieser herrlichen Rappen, Schimmel oder Füchse. Pferde mit bedeutender Ausstrahlung. 

Die gepflegten Ställe, Wasch-Dusche und Trockenvorrichtung beeindruckten. Vom Mutterstall mit Stuten und Fohlen trennten wir uns besonders schwer. Die vorgestellten Zuchthengste und Rassepferde schärften unseren Pferdeblick und mit Kennerblick waren die Vollblutaraber für uns die Könige. 

Groß war die Überraschung, als uns in Offenhausen die Ehre zuteil wurde, den König der Könige in nächster Nähe erleben zu können. Dieser schier unbezahlbare Vollblutaraber wurde extra für uns aus dem Stall geholt, vorgestellt und im Lauf vorgeführt. Der Schimmel Serenity Habib ox ist ein rein ägyptisch gezogener Hengst mit viel Harmonie in den Proportionen und kraftvollen Bewegungen. Der Hengst hat bei seinem mehrjährigen Deckeinsatz in der Marbacher Stammstutenherde überzeugt und gehalten, was man von seiner Vererbung erwartet hat. Ein herrlicher Schimmel. 

Die letzte Steigerung ein Rappe. Seine Anmut, sein gesamtes Bild, das Feuer der Augen, der intensive Blick, diese weichen und doch so kraftvollen Bewegungen, eine Harmonie an Schönheit, makellos. Ein Erlebnis mit tiefgehender Wirkung. Ehrfurchtsvoll unser Applaus. Herzlichen Dank Herrn Gerhard Schiller, durch den wir zu dieser Sonderführung und den erhabenen Moment der Vorführung der Vollblutaraber kamen.

Gutes Wirtschaften des Reiseleiters, gut ausgehandelte Preise schenkten uns einen wunderbaren Abschluss unserer erlebnisreichen Reise. Eingedeckte Tische im Nebenzimmer des Forellenhofes Rössle in Hanau waren für uns gerichtet. Wir wurden erwartet und das ausgezeichnete Forellenessen von der Reisekasse bezahlt. Herr Lochmann bedankte sich bei Willi Stamer. Seine Worte „ mit Deinen bald 80 Jahren hast Du eine Meisterleistung vollbracht“ erhielten anhaltenden Beifall. Zigarren zur genußvollen Erholung wurden überreicht. Herr Schaich wurde für seine Tätigkeit mit einer guten Flasche Wein belohnt und Herrn Clauss wurde „Herbert wir danken Dir“ gesungen. Den Kaffeespendern Herren Lochmann, Lindenschmid und Feyerabend ebenfalls herzlichen Dank.

Gestärkt ging es nun wieder zurück nach Bad Cannstatt und alle waren sich einig, im nächsten Jahr sind wir wieder dabei.

von Henriette Stamer



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